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Name |
Virtuelles
Gruppenpuzzle |
Pattern-Kategorisierung |
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Datum |
Erstellungsdatum: 10.01.03 |
Version |
Version 2.0 (Grundlage Version 1.0) |
Status |
Endfassung (11.09.03) |
Autor |
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Beim virtuellen Gruppenpuzzle wird eine Thematik in verschiedene Teilthemen zerlegt und von so genannten Expertengruppen getrennt erarbeitet. Eine Expertengruppe kann vor Ort oder aber räumlich getrennt über Chat, E-Mail oder Videokonferenz arbeiten. Im weiteren Verlauf werden die Gruppen gemischt, so dass in den dann gebildeten Stammgruppen jedes Teilthema durch einen Experten vertreten ist. Auch in den Stammgruppen kann präsent oder virtuell gearbeitet werden. Die Arbeit endet im Plenum, in dem das Erarbeitete und der Weg des Erarbeitens reflektiert und vertieft werden können. |
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Clarke (1994) teilte in Anlehnung an Aronson et al. (1984) die Gruppenpuzzle-Methode in vier Phasen ein, die sich (vgl. Renkl S. 14) folgendermaßen charakterisieren lassen: 1. Als erstes gibt die Lehrperson eine Einführung in die Thematik, die beispielsweise in einer Sitzung erarbeitet werden soll. Dann wird der Lernstoff in mehrere ungefähr gleich große Teilgebiete aufgeteilt. 2. In der zweiten Phase bilden die Lernenden so genannte Expertengruppen, die sich selbstständig jeweils ein Teilgebiet des Stoffes erarbeiten. 3. In einer dritten Phase reorganisieren sich die Expertengruppen in den Stammgruppen, und zwar so, dass in jeder Gruppe jeweils ein Experte für jedes Teilgebiet des Stoffs vorhanden ist. Der Experte für ein bestimmtes Teilgebiet erarbeitet bzw. vermittelt dann jeweils den Partnern in der Lerngruppe den entsprechenden Stoff. 4. Die vierte Phase dient der Integration und Evaluation. Dabei kann zum einen der Stoff im Plenum nochmals bearbeitet werden, zum anderen kann die zurückliegende Kooperation reflektiert werden. Das Internet bietet
nun vor allem für die 2. Phase und die 3. Phase eine Fülle von Erarbeitungsmöglichkeiten
in Form von Selbstlernkursen, Datenbanken, Lexika, Informationsseiten
und Quellentexten. Gegenüber traditionellen Lehrwerken haben sie den
Vorteil, dass sie in zunehmendem Maße multimedial und interaktiv aufbereitet
sind. Das Verstehen schwierigerer Sachverhalte kann neben Schrift und
Bild auch durch den Einsatz von Ton, Sprache, Animationen und Simulationen
erleichtert werden. Der Lehrende wird entscheiden, ob er die Adressen
der Internetseiten vorgibt oder ob sich die Studierenden über Verzeichnisse
und Suchmaschinen die Informationen selbst beschaffen. können. Ferner
sollte er Aufgaben vorbereiten, deren Lösung den Experten und dem Lehrenden
Aufschluss geben, ob der Expertenstatus erreicht ist. Auch für die dritte
Phase ist die Bearbeitung von Aufgaben von Vorteil, die vom Lehrenden
vorgeschlagen oder von den Experten in der zweiten Phase entwickelt
werden. |
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Die
Einbindung der Gruppenpuzzle-Methode mit virtuellen Gruppen in Veranstaltungen
sollte in der Regel nicht direkt zu Semesterbeginn erfolgen, weil zu
dieser Zeit noch nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Mehrzahl
der Studierenden mit der Methode und mit den technischen Voraussetzungen
vertraut ist. Es hat sich als günstig erwiesen, wenn die Studierenden
vor dem Einsatz der Gruppenpuzzle-Methode mit virtuellen Gruppen erste
Erfahrungen zu dieser Vorgehensweise innerhalb einer Präsenzveranstaltung
mit präsenten Gruppen sammeln konnten. Ferner ist es vorteilhaft, wenn
virtuelle Kommunikationsformen bereits vor Ort eingeübt wurden, bevor
sie mit verteilten Gruppen praktiziert werden. |
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Je
nach gewählter virtueller Kommunikationsform wird mindestens einer der
folgenden Internetdienste bzw. -tools benötigt, die konkrete technische
Realisierung hängt von der Ausstattung der jeweiligen Hochschule ab: |
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Inhaltliche Problemstellen a) bei der Arbeit in den Expertengruppen
Vorbeugende Maßnahmen b) bei der Arbeit in den Stammgruppen
Technische Probleme a) mangelnde Erfahrung im Umgang mit Computern
Vorbeugende Massnahmen: b) Probleme bei der Durchführung von Videokonferenzen
Vorbeugende Massnahmen:
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Studierende,
die im Rahmen des Projekts zur Gruppenpuzzle-Methode befragt wurden,
sehen die Vorteile der Methode vor allem in einem erhöhten Verständnis
und in einer besseren Merkfähigkeit in Bezug auf die Inhalte, im Vertrauen
auf das eigene Können, in der Möglichkeit zur Selbstkontrolle beim eigenen
Formulieren und Unterrichten und im Erlernen sozialer Kompetenzen. Das
resultiert aus der Tatsache, dass bei der Gruppenpuzzle-Methode die
Erarbeitung eines Inhalts zweimal zeitversetzt stattfindet: Zuerst erarbeiten
sich die Experten das Thema und später bringen die Experten dasselbe
Teilthema anderen Studierenden bei, die sich mit einem anderen Teilthema
beschäftigt haben.
Erfahrungen vor
allem aus dem Schulbereich zeigen, dass bei zunehmendem Vertrautwerden
mit Formen des kooperativen Vorgehens der zeitliche Mehraufwand erheblich
zurückgeht (vgl. http://www.ldl.de/faq/faq.htm, Stand: 7.1.03). |
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Die Gruppenpuzzle-Methode wird seit dem Sommersemester 1999 im Rahmen einer hochschulübergreifenden Kooperation mehrerer Lehrender der Pädagogischen Hochschulen Schwäbisch Gmünd und Ludwigsburg regelmäßig im Rahmen einer Einführungsveranstaltung in die Datenverarbeitung bzw. Informations- und Kommunikationstechnik (IKT I) auf die Erarbeitung des Themas „Besondere Funktionen der E-Mail-Kommunikation“ angewandt. Die Teilnehmenden haben die Gruppenpuzzle-Methode bereits in einer früheren Präsenzveranstaltung kennen gelernt und praktiziert. Bei den Videokonferenzen wird bewusst ein auch für Schulen erschwingliches Videokonferenzsystem gewählt und unter der Kommunikationssoftware Netmeeting betrieben. Zum Einsatz kommt das Videokonferenzpaket „Videum Conference Pro Kit“ im Wert von ca. 400 €, das an jeder beteiligten Computerstation einmal benötigt wird. In einer ersten Veranstaltung (1. Phase des Gruppenpuzzle-Methode nach Clarke) gibt der Veranstaltungsleiter eine kurze Einführung in die vier Grundfunktionen von E-Mail: E-Mail verfassen, versenden, lesen und beantworten. Anschließend werden zwei Typen von Expertengruppen gebildet (2. Phase): Die Expertengruppen vom Typ 1 befassen sich mit den Teilthemen Ordner anlegen und Filter definieren. Die Expertengruppen vom Typ 2 erarbeiten sich die Teilthemen Weiterleiten, Verteiler und Anlagen. Die Erarbeitung erfolgt anhand eines speziell für dieses Projekt entwickelten und über das Internet verfügbaren webbasierten E-Mail-Kurses (WBT). Per E-Mail vereinbaren je zwei gleichartige Expertengruppen in Gmünd und Ludwigsburg Termine, an denen sie über Videokonferenz die Funktionen Ordner anlegen und Filter definieren bzw. Weiterleiten, Verteiler und Anlagen erproben und offene Fragen klären. In einer zweiten
Veranstaltung (3. und 4. Phase) werden Stammgruppen mit je 2 Personen
gebildet. Zu jeder solchen Gruppe gehört ein Experte zu den Themen Ordner
anlegen und Filter definieren (Expertengruppe vom Typ 1) und ein Experte
zu den Themen Weiterleiten, Verteiler und Anlagen (Expertengruppe vom
Typ 2). Beide Experten einer Stammgruppe bringen sich dann gegenseitig
das Erarbeitete bei. Die Funktionen können mit der benachbarten Stammgruppe
erprobt werden. Zusätzlich werden zur Kontrolle die E-Mails auch an
die eigene Adresse ("CC") gerichtet. Im Plenum wird diskutiert, wie
die Arbeit in den Stammgruppen noch effektiver gestaltet werden kann.
Ferner werden im Plenum die drei E-Mail-Sonderfunktionen Signatur editieren,
Adressbuch anlegen und Guter Stil/Netiquette kurz angesprochen. |
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Aronson, E.: Förderung von Schulleistung, Selbstwert und prosozialem Verhalten: Die Jigsaw-Methode. In: G.L.Huber, S. Rotering-Steinberg, D. Wahl (Hrsg.): Kooperatives Lernen. Weinheim: Beltz 1984, S. 48-59, 53ff. Clarke, J.: Pieces of the puzzle: The jigsaw method. In: S. Sharan (Hrsg.): Handbook of cooperative learning methods. Westport: Grennwood 1994. Comenius, J. A.: Große Didaktik. In neuer Übersetzung herausgegeben von Andreas Flitner. Düsseldorf und München: Kupfer 1954, S. 117-118. Graef, R. und R.-D. Preller (Hrsg.): Lernen durch Lehren. Rimbach: Verlag im Wald 1994. H. Mandl und C. Gräsel: Multimediales und problemorientiertes Lernen THYROIDEA - ein Lernprogramm für das Medizinstudium. In: Hamm, I. und D. Müller-Böling (Hrsg.): Hochschulentwicklung durch neue Medien. Erfahrungen, Projekte, Perspektiven. Gütersloh: Bertelsmann 1997, S. 177. Hole, V.: Lernen durch Lehren. In: Hole, V.: Erfolgreicher Mathematikunterricht mit dem Computer. Methodische und didaktische Grundfragen in der Sekundarstufe I. Donauwörth: Auer 1998, S.260-287. Internet-Adresse (7.1.03) zur Homepage von Lernen durch Lehren: http://www.ldl.de. Internet-Adresse
(7.1.03) zum Gruppenpuzzle-Verfahren: http://educeth.ethz.ch/didaktik/puzzle. |