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Name |
Videoübertragung
zur Gruppenkommunikation |
Pattern-Kategorisierung |
Kommunikation |
Datum |
Erstellungsdatum: 13.02.2003 |
Version |
Version 2.0 (Grundlage Version 1.0) |
Status |
Endfassung (13.09.03) |
Autor |
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Bei
Kooperationen zwischen Hochschulen tritt häufig das Bedürfnis
auf, aktuelle Situationen zu besprechen. Dabei kann es organisatorisch
schwierig werden, die Beteiligten im gebotenen Zeitrahmen an einem Ort
zu einem Gespräch zusammen zu bringen. In solchen Fällen bietet
sich eine videounterstützte Gruppendiskussion an. |
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Vorbereitung
Aus Sicherheitsgründen wird von manchen Providern die Anzahl der zur Verfügung stehenden Kommunikationsports beschränkt. Dies kann möglicherweise eine Videokommunikation über Internet mit Kollaborationssoftware beeinträchtigen. Deshalb sollte nach der Erstinstallation sofort der Kontakt mit möglichen Diskussionspartnern aufgenommen werden, um die Verfügbarkeit der notwendigen Ports zu prüfen. Wichtig ist dabei auch, dass jede Seite einen Anrufversuch startet, um die Freischaltung bidirektional zu testen. Sollten ein- oder zweiseitige Probleme auftreten, muss jeweils der Angerufene bei seinem Provider die Portfreigabe veranlassen. Danach beschränkt sich die Vorbereitung auf einzelne Einsätze auf das Einstecken der Webcam am USB-Port und das Starten des Kollaborationsprogramms. Per Chat oder E-Mail müssen dann nur noch die aktuellen IP- Adressen ausgetauscht und der Anruf gestartet werden. Wenn Gruppensprecher als Moderatoren mit Headset die Diskussion führen, gibt es keine Tonprobleme. Sobald aber die Gruppen über Mikrofone und Lautsprecher direkt kommunizieren, treten bei solch einfachen Anordnungen Echo-Effekte auf. Um diese zu vermeiden, muss ein Gruppenmitglied auf jeder Seite per Mausklick Mikrofon und Lautsprecher ein- und ausschalten. Die Gruppe mit dem aktuellen Redebeitrag bekommt das Mikrofon freigeschaltet, nicht jedoch die Lautsprecher, die zuhörende Gruppe hat umgekehrt die Lautsprecher freigeschaltet, jedoch nicht das Mikrofon. Als indirekter Effekt ergibt sich dadurch automatisch eine disziplinierte Diskussionsform.
Die Gruppenmitglieder müssen sich über den Projektstand und die zu diskutierenden Punkte im Vorfeld ausführlich informieren. Dazu gehören auch Vorabentwürfe zur Projektweiterführung bzw. mögliche Lösungsvorschläge für die anstehenden Diskussionspunkte. Gut ist es auch, wenn innerhalb der örtlichen Teilgruppen die Rollen klar verteilt sind (technischer Bereich, sozio-humanistischer Bereich usw.). Damit sind die Bereichsexperten im Diskussionsprozess eindeutig ansprechbar und können mit ihrer besonderen Expertise gezielt die Lösungsprozesse weiterführen. Parallel zur ortsübergreifenden Diskussion sollte genauso wie bei herkömmlichen Gesprächskreisen mitprotokolliert werden. Insbesondere vereinbarte Teillösungen, Termine, Verantwortlichkeiten usw. müssen festgehalten werden. Dies kann entweder verteilt in einem gemeinsam geöffneten Chatkanal erfolgen, dessen Eintragungen nach Diskussionsende auf jeder Beteiligungsseite abgespeichert werden oder in einem gemeinsamen Protokoll mit einem Textverarbeitungsprogramm per Filesharing, das auf einer Seite abgespeichert und per Dateiaustausch der anderen Seite zur Verfügung gestellt werden kann. Als weitere Dokumentationsart kommt auch ein Videomitschnitt in Betracht. Günstig ist,
wenn die Zusammenarbeit auch gleichzeitig über eine Groupware oder
ein Lern-Management-System unterstützt wird. |
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Videounterstützte Gruppendiskussionen können jederzeit in verteilten virtuellen Seminaren und Projektveranstaltungen eingebunden werden. Es gelten für einen erfolgreichen Einsatz die gleichen Regeln und Erfolgsfaktoren wie bei herkömmlichen Gruppendiskussionen innerhalb eines Seminar- oder Arbeitsraumes. Der Seminarablauf und die Ziele müssen klar sein, Meilensteine sollten für alle Teilgruppen virtualisierter Seminare der Synchronisation dienen und nur eine gute inhaltliche und organisatorische Vorbereitung solcher Diskussionen verspricht Erfolg. Im Gegensatz zu
Spontandiskussionen innerhalb eines Raumes erfordern standortübergreifende
Videokonferenzen vorherige Absprachen. Gleichzeitig erfordert die technologisch
vermittelte Diskussion eine erhöhte Gesprächsdisziplin, die
üblicherweise aber positive Effekte bezüglich der Güte
der Ergebnisse und der Zeiteffizienz bewirkt. |
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Die Standorte sollten mindestens über DSL ihren Internetzugang herstellen, da darunter die Übertragungsqualität zu schlecht wird. Bei hoher Netzauslastung kann es zu Übertragungsproblemen zunächst bei den Videobildern, dann auch bei der Sprache kommen. In so einem Fall ist es sinnvoll, vorübergehende Engpässe durch ein Einfrieren des Videobildes zu überbrücken und die gesamte zur Verfügung stehende Bandbreite für die Sprache zu nutzen. Im Gegensatz zu einem stehenden Bild ist eine zerkackte Sprache nicht tolerierbar. Vorzugsweise sollten die Webcams oder Videokameras über USB angeschlossen werden. Dies ist weniger problembehaftet als die Nutzung von Einbaukarten in Desktop-Computern. Außerdem lassen sich dann auch Laptops sehr gut als Kommunikationsplattform nutzen. Als Kollaborationssoftware eignet sich Netmeeting von Microsoft oder Freeware-Programme mit ähnlichem Nutzenumfang. Steht an einem Standort eine professionelle Videokonferenzanlage mit Internetzugang bereit, kann auch damit der Kontakt hergestellt werden. Allerdings bestimmt das schwächste Glied die Dienstegüte, d.h. der langsamste oder ausgelastetste Internetzugang entscheidet über die technische Kommunikationsqualität. Sollen mehr als
zwei Arbeitsgruppen zusammen per Videokonferenz diskutieren, ist der
Einsatz eines Gatekeepers und einer MCU (Multicast Unit) notwendig.
In diesem Fall wählen sich die teilnehmenden Gruppen nicht mehr
bei einer bestimmten Gruppe ein, sondern beim Gatekeeper über eine
spezielle Session-ID. Die jeweils sprechende Gruppe wird dann auf alle
zuhörenden Gruppen durchgeschaltet. Damit können alle Gruppen
alle Diskussionsbeiträge verfolgen und jederzeit zu allen anderen
Gruppen sprechen. |
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Bei der Diskussion von Vor- und Nachteilen der videounterstützten Gruppendiskussion ist können seriös nur alternative Onlinekommunikationen in die Betrachtung einbezogen werden. Herkömmliche Gruppendiskussionen innerhalb eines Raumes in die Betrachtung einzubeziehen ist unzulässig weil für standortübergreifende Betrachtungen irrelevant. Alle Online-Kommunikationen unterliegen technischen Unwägbarkeiten und sind diesbezüglich in erster Näherung gleichartig zu bewerten. Bei tieferer Betrachtung stellt Videokommunikation jedoch höhere Anforderungen an die Bandbreite der Verbindung. Unterhalb einer gewissen Toleranzschwelle der technischen Kommunikationsgüte ist anzuraten, andere Kommunikationsmöglichkeiten bit geringeren Bandbreitenanforderungen zu wählen. Steht genügend Bandbreite zur Verfügung, kommt eine videounterstützte Gruppendiskussion im Vergleich mit anderen technisch vermittelten Kommunikationsmöglichkeiten der natürlichen Kommunikation am nächsten. Darin liegt aber auch ein kleines Problem: Während z.B. im Chat eine Reduktion der Kommunikation auf Schrift erfolgt und damit einen hohen Abstraktionsgrad erreicht, bildet eine Videokommunikation die Situation der beteiligten fast wie in der Realität ab. Bei hoher Abstraktion können sich Beteiligte leichter auf eine ungewohnte technisch vermittelte Kommunikation einlassen als bei einer Pseudorealistischen Situation. Hier ist einerseits die Distanz und Mittelbarkeit durch den Technologieeinsatz gegeben, andererseits präsentieren sich die Beteiligten in ihrer ganzen Person mit Mimik und Sprache, ohne jedoch die Situation unmittelbar im Griff zu haben. Das kostet persönliche Überwindung, ehe man unbefangen damit umgehen kann. Deshalb sollten Videokonferenzneulinge vorab Gelegenheit erhalten, die Technologie mit vertrauten Personen auszutesten und Hemmungen abzubauen. Mindestens für
die technische Tonsteuerung zur Echounterdrückung sollten erfahrene
Beteiligte zur Verfügung stellen. Alternativ kann dies auch durch
Diskussionsleiter mit entsprechenden Vorerfahrungen erledigt werden. |
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Im Rahmen eines interdisziplinären Seminars zur Entwicklung einer Online-Zeitung für Studierende wurden im Sommersemester 2002 standortübergreifende Redaktionsteams (PH Ludwigsburg – PH Schwäbisch Gmünd) gebildet. Die Teams entwickelten für ihr jeweiliges Ressort Fachartikel. Im Rahmen der Zusammenarbeit wurden mehrere Ressortkonferenzen in Form von videounterstützten Gruppendiskussionen abgehalten. |
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Dittler, Ullrich (Hrsg.), 2002: E-Learning. Erfolgsfaktoren und Einsatzkonzepte mit interaktiven Medien. München, Wien: Oldenbourg-Verlag |