Name

Vorbereitung einer Seminarsitzung mit Hilfe einer Studienumgebung und Multiple-Choice-Aufgaben

Pattern Kategorisierung

Wissensgenerierung: Vorbereitung von Seminarsitzungen

Datum

09.07.2002 // 22.08.03

Version

1.1 // 1.2

Status

Endfassung (22.08.03)

Autor

Holger Meeh

Kurzbeschreibung

Eine virtuelle Studienumgebung wird zur Vorbereitung der Präsenzsitzungen eingesetzt. Zur Vorbereitung müssen einzelne Kapitel der zur Verfügung gestellten Materialien bearbeitet werden. Als Abschluss müssen mehrere Multiple-Choice-Aufgaben beantwortet werden, die sowohl Wissensüberprüfungen als auch kleine auf den Lernstoff bezogene Transferaufgaben enthalten.

Die Ergebnisse dieser Aufgaben werden benotet und sind Bestandteil der Benotung.

Zielsetzung, didaktische Motivation

  • Entlastung der Präsenzsitzung von Vermittlung des Basiswissens
  • Vorstrukturierung der zu behandelnden Inhalte
  • Permanenten Überblick des Lehrenden über den Wissens- und Leistungsstand einzelner Studierender und der gesamten Gruppe.
  • Homogenisierter Wissensstand bei den Studierenden.
  • Studierende müssen einen kontinuierlichen Arbeitsstil über die gesamte Veranstaltungsdauer hinweg entwickeln.

Empfehlungen zum Einsatz

Dieses Pattern wird in einigen Seminaren des TP 1.2 angewendet und hat sich mit Einschränkungen gut bewährt. Es ist besonders für Seminare mit einem hohen Anteil an Studienanfängern geeignet.

Durchführung

Vorbereitung

  • Die Studierenden werden in einem serverseitigen Kursverwaltungssystem (Lernplattform) als Teilnehmer angelegt und erhalten so einen personalisierten Zugang zu den Aufgaben.
  • Der Lehrende verfasst zunächst die MC-Fragen und veröffentlicht diese eine Woche vor der Sitzung im Netz. Verwendet werden dabei die MC-Typen “Einfachauswahl”, “Zuordnung”, “kausale Verknüpfung”, und “Mehrfachentscheidung”-
  • Der Lehrende verfasst einen Plan mit den unterschiedlichen Abgabeterminen für die jeweiligen MC-Aufgaben

Durchführung

  • Die Studierenden bearbeiten die Kapitel der Studienumgebung und die dazugehörigen MC-Aufgaben. Dies muss bis zum Beginn der entsprechenden Präsenzsitzung erledigt werden.
  • Zu Beginn der Präsenzsitzung wiederholt der Lehrende in einem Kurzvortrag nochmals zentrale Aspekte des vorzubereitenden Stoffes.
  • Anschließend werden dann im Plenum gemeinsam offene Fragen, bzw. Probleme bei der Bearbeitung der MC-Fragen besprochen.

Inszenierung

In der Vorbereitungsphase verfasst der Lehrende die MC-Aufgaben und veröffentlicht diese im Netz und erstellt einen Zeitplan. Er übernimmt damit die Rolle des Aufgabenstellers und Planers.

In der Präsenzphase übernimmt er zunächst für kurze Zeit die Rolle des Wissensvermittlers. Danach ist er primär Aufgabensteller, Impulsgeber und Moderator.

Die Studierenden übernehmen in der Vorbereitung primär die Rolle der Bearbeitenden, in der Sitzung dann die der Fragenden bzw. der Diskutierenden.

Hauptakteur zu Beginn einer Sitzung ist zunächst der Lehrende, der den Stoff bzw. die Ergebnisse der MC-Aufgaben aufgreift und dann erste Impulse für eine thematische Weiterarbeit gibt.

Einbettung in den Seminarkontext

generell:

Nach Einsatz des Patterns empfiehlt sich eine anschließende Diskussion, in der thematische Aspekte der MC-Aufgaben aufgegriffen werden. Eine auf die MC-Aufgaben aufbauende thematische Weiterführung des Stoffes, beispielsweise mit Hilfe von Fallbeispielen, ist außerdem sinnvoll.

bei Studienumgebung:

Vor Einsatz des Patterns müssen die Studierenden sicher im Umgang mit der Studienumgebung sein.

Technische Voraussetzungen

Generell:

  • Internetbasierte Lernplattform
  • optional: MC-Aufgaben Generator

Vorbereitungsphase:

  • Internetanschluss
  • Web-Browser

Präsenzphase:

  • Optional: Beamer, PC, Präsentationssoftware, Internetanschluss

Potenzielle Problemstellen

Vorbereitungsphase:

  • Höherer Aufwand bei der Vorbereitung kann bei Studierenden Unmut hervorrufen.
  • Umgang mit der Technik kann zu Schwierigkeiten bei Studierenden führen. Begleitende Tutorien können hier Abhilfe schaffen.
  • Die Verwendung von MC-Aufgaben fördert die Tendenz zum selektiven Bearbeitens der Studienumgebung.

Präsenzphase:

  • Diskussionen können trotz Vorbereitung von Seiten der Studierenden schleppend verlaufen. Dies gilt vor allem dann, wenn an der Veranstaltung hauptsächlich Studienanfänger teilnehmen, die noch nicht über ausreichende ”Redekompetenz” verfügen. Bei mehrmaliger Anwendung dieses Patterns über ein Semester hinweg, tritt dieses Problem dann zunehmend seltener auf.

Diskussion

Die Vorteile stellen sich folgendermaßen dar:

  • Die Reduzierung traditioneller Phasen der Wissensvermittlung schafft neue Freiräume für Diskussion, Vertiefung und Transfer. Die Anwendung theoretischen Wissens auf (aktuelle) praktische Probleme und Fallbeispiele ermöglicht die anwendungsbezogene Verknüpfung wissenschaftlicher Theorie mit der konkreten Praxis.
  • Studierende werden über das ganze Semester durch die Aufgaben permanent in das Seminar eingebunden.
  • Viele Studierende kommen wesentlich besser vorbereitet ins Seminar und beteiligen sich intensiver an Gesprächen und Diskussionen. Die kommunikative Kompetenz einzelner Studierender wird so verbessert.
  • Die ständige Rückmeldung über den eigenen Leistungsstand ermöglicht es den Studierenden evt. Defizite schon während des Seminars zu korrigieren. Auch der Lehrende kann so frühzeitig potentielle Fehlentwicklungen korrigieren.

Problematisch ist der Umstand, dass ein Teil der an den Veranstaltungen teilnehmenden Studierenden durch den Einsatz von MC-Aufgaben dazu verleitet wird, die einzelnen Kapitel der Studienumgebung nur sehr selektiv zu lesen bzw. zu bearbeiten. Dieses Verhalten ist vor allem bei leistungsschwächeren Teilnehmern zu beobachten. Diesem Umstand kann durch die vermehrte Verwendung von Transferaufgaben statt reiner Wissensfragen entgegen gesteuert werden.

Ausgehend von diesem Pattern sind weitere Varianten denkbar:

Die MC-Aufgaben können auch zur Eigenkontrolle bzw. zur Prüfungsvorbereitung dienen und müssen nicht zwangsweise benotet werden.

Außerdem können mit Hilfe der MC-Aufgaben auch Seminarsitzungen von den Studierenden nachbereitet werden.

Konkretes Beispiel

www.vib-bw.de/tp12

Referenzen

www.vib-bw.de/tp12
http://www.ph-heidelberg.de/org/polwi/

Glossarbeiträge

Multiple Choice Aufgaben (unterschiedliche Variationen)

Lernplattform